CORD MEIJERING COMPOSER

"No man ever steps in the same river twice" (Heraclitus)

Statement gegen die geplante Schließung des Landestheaters Eisenach

Sehr geehrtes Publikum des Eisenacher Theaters, liebe Mitglieder des Eisenacher Theaters, sehr geehrte Damen und Herren, die für die Zukunft des Eisenacher Theaters verantwortlich sind, sehr geehrte Damen und Herren, die Sie gekommen sind um Ihrem Schmerz, der herrührt von den Absichten das Eisenacher Theater zu schließen, Ausdruck zu verleihen!

Ich will es deutlich und unmissverständlich sagen: Wer ein Theater schließt, stellt damit unter Beweis, dass ihm drei Eigenschaften fehlen: Fantasie, Vorstellungskraft und Verantwortungsbewusstsein.

Wem aber diese drei Eigenschaften Fantasie, Vorstellungskraft und Verantwortungsbewusstsein - sprich: die Fähigkeit zur Wahrnehmung des Schönen - fehlt, der ist für einen Beruf in unserer Gesellschaft sicherlich ganz ungeeignet: für den Beruf der Politikerin, für den Beruf des Politikers.

Da ich nicht annehme, dass die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Fraktionen, die über die Zukunft des Eisenacher Theaters zu entscheiden haben, antreten möchten eben diesen Beweis ihres Nicht-Geeignet-Seins für das politische Amt zu liefern, bin ich guter Hoffnung, dass alles sich zum Guten wenden wird.

Wo befinden wir uns? Wir befinden uns in der Geburtsstadt eines der bedeutendsten abendländischen Musikers aller Zeiten, der Geburtsstadt von Johann Sebastian Bach. Sie können jede Musikerin und jeden Musiker und auch jeden kulturell Interessierten und sicherlich auch mindestens achtzig Prozent der übrigen Menschen dieses Planeten nach diesem Namen fragen. Johann Sebastian Bach lebt in den Herzen unzählig vieler Menschen. Die meisten der Menschen, die seine Musik lieben, wissen, dass er in Eisenach geboren wurde.

Mit ihm wurde 1685 nicht nur ein Mensch geboren, sondern ein Natur- bzw. ein Kultur-Ereignis von planetarer Dimension. Es gibt nichts, was meine eigene Existenz als Komponist so sehr in Frage stellt wie die Musik dieses wunderbaren Musikers.

Machen wir ein Gedankenspiel: Stellen wir uns vor, dass Johann Sebastian heute bei uns sein könnte. Ich bin sicher, dass er nicht verstehen würde, dass das Eisenacher Theater geschlossen werden müsste aus wirtschaftlichen Gründen. Hat er doch selbst in weit schlechteren finanziellen Umgebungen sein Werk zur Aufführung bringen können. Ich stelle mir vor, dass er - uns zum Gefallen und Seiner Überzeugung gemäß - im Thüringischen Landtag aufträte und um die weitere Unterstützung für dieses traditionsreiche Theater bitten würde.

Ich frage jede Politikerin, jeden Politiker hiermit: Wären Sie bereit vor den Augen der Welt einem Johann Sebastian Bach mitzuteilen, dass seinem Wunsch ein Theater in seiner Geburtsstadt zu erhalten nicht entsprochen werden kann? Würden Sie angesichts der Ihnen gegenüberstehenden gewaltigen Kompetenz kleinliche Bedenken anführen? Ich bin sicher, dass Ihnen dies nicht nur Ihre Fantasie, Ihre Vorstellungskraft und Ihr Verantwortungsbewusstsein verbieten würde, sondern auch Ihr Stolz auf diese bedeutende Stadt, der diese Welt so viel verdankt und die dieser Welt so viel bedeutet.

Mein heutiges Statement werde ich über meine Website, über Twitter, Facebook etc. verbreiten. Der amerikanischen Zeitschrift THE NEW YORKER wird es in englischer Übersetzung zugehen. Es ist notwendig, dass die an Musik interessierte Welt nach Eisenach schaut und beobachtet, was sich dort Tolles tut. Was die Weltöffentlichkeit dann zu sehen bekommt, liegt ganz in der Hand der thüringischen Politik, die mit Sicherheit das Beste für ihr Land bewegen möchte.

Wenn sie dabei meinen Rat wünscht, stehe ich dafür gerne zur Verfügung.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!