CORD MEIJERING COMPOSER

"No man ever steps in the same river twice" (Heraclitus)

CORD MEIJERING
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NACHTSTÜCKE 2
composed in
1993

duration
approx. 15 min. 24 sec.

Anrufung 4 min. 3 sec.
Flutmarken 5 min. 1 sec.
Morgenlied 6 min. 20 sec.

dedicated to
Jihang Kim

first performance
March 24, 1995
LOFT Köln, Germany
Jihang Kim, piano

publisher
EDITION MEIJERING

program notes (german)
Die Titel meiner Klavierkompositionen Nachtstücke I und Nachtstücke II mit ihren Untertiteln I. "Fremde Stimmen", "Weissagung", "Gezeitenstrom" und II. "Anrufung", "Flutmarken" und "Morgenlied" beziehen sich im Wesentlichen auf konfuzianisches Denken, worauf ich erstmals hingewiesen wurde durch die Lektüre der Schriften von Ezra Pound. Es hat seitdem immer wieder meine kompositorische Arbeit begleitet. Konfuzius ging davon aus, dass die Dinge der äußeren Welt auf das zunächst in Ruhe befindliche innere Begehren treffen, es anrühren, und dass die hierdurch ausgelöste Bewegung schließlich Gestalt annimmt im Laut. Die so herauftreibenden tönenden Gestalten werden ihrerseits zu Dingen der äußeren Welt, sie treffen auf den Hörer und lösen wiederum ein Bewegungsfeld in ihm aus. Dieser Vorgang wird auch in unserer Sprache zum Ausdruck gebracht, wenn wir sagen: "Wir sind berührt" oder "wir sind bewegt". Die von mir gewählten Titel sind daher weniger Hinweise auf die Konstruktion der Musik als vielmehr Chiffren, die auf den Entstehungsprozess hindeuten:

NACHTSTÜCKE II
1. „Anrufung" - bezeichnet in diesem Fall den praemeditativen Zustand, in dem die musikalischen Gestalten aus dem Innersten heraufgerufen werden.
2. „Flutmarken“ - nennt man das vom bewegten Meer ans Ufer geworfene Getreibsel, das über lange Strecken hinweg den Strand umsäumt. Es steht hier für das, was an Klang heraufbefördert worden ist, an tönenden Echos lange vergangener Anrührungen.
3. Der Titel „Morgenlied“ markiert den Augenblick des Erwachens aus einem kompositorischen Verwandlungsprozess, der sich vollzog in der ungerichteten Gerichtetheit einer nächtlichen Traumlogik.