CORD MEIJERING COMPOSER

"No man ever steps in the same river twice" (Heraclitus)

CORD MEIJERING
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AUS DER ZEIT DES SCHWEIGENS
Vier Lieder für Arthur Rimbaud
for baritone, accompanying himself on Claves

after poems by Hans Ulrich Treichel

1. Landschaft
2. Ohne den Tag will ich leben
3. Vergebt mir, ihr Engel
4. So komme ich zurück.

composed in
1984/85

duration
approx. 9 min. 20 sec.

dedicated to
no dedication

first performance
3rd movement “Vergebt mir, ihr Engel”
June 6, 1984, Musikhochschule Köln, Germany
William Pearson, baritone

no. 1, 2 and 4 are not performed yet

publisher
EDITION MEIJERING

program notes (german)
Bitte folgendes bei jeder Aufführung im Programm vermerken:

Das Oratorium "Aus der Zeit des Schweigens" von Hans-Ulrich Treichel enthält ursprünglich 9 Gedichte sowie einige Briefe, die der Dichter Arthur Rimbaud von den Küsten des Roten Meeres und aus den Hochebenen Abessiniens an seine Mutter und seine Schwester nach Frankreich schickte. Der vollständige Zyklus wurde 1984 als eine Gemeinschaftsproduktion (für Bariton, Sprechstimme, Bassflöte, Violoncello, Kontrabass, Schlagzeug und Gitarre) von Jeffery Cotton, Cord Meijering und Marcel Wengler in der Kölner Musikhochschule uraufgeführt.

Nr. 3 "Vergebt mir, Ihr Engel" ist ein solistischer Originalteil dieses Oratoriums. Um in Zukunft eine Aufführung dieses Stückes auch außerhalb des Gemeinschaftsprojektes möglich zu machen, komponierte Cord Meijering drei weitere Gedichte des Oratoriums neu für Bariton solo.

Besetzung des ursprünglichen Oratoriums:
William Pearson - Bariton
Gisela Sauer-Kontarsky - Sprechstimme
André Sebald - Bassflöte
Anja Lechner - Violoncello
Eberhard Maldfeld - Kontrabass
Christoph Caskel - Schlagzeug
Thomas Offermann - Gitarren

1. Landschaft

Es singen die Vögel Es fallen die Blätter
Von tauschweren Büschen
Hier sind keine Vögel

Am sandigen Ufer
Es gibt keine Büsche
Kein Blatt liegt kein Zweig
Auf den steinernen Bänken

Es stehen keine Bänke
Auf herbstgrauen Wegen
Hier gehen die Menschen
Sie sprechen sie schweigen

Hier sind keine Menschen
Der Wind treibt die Wolken
Es gibt keine Wolken
Keinen Wind keinen Weg


2. Ohne den Tag will ich leben

Ohne die wärmende Sonne
möchte ich leben, ohne den
leuchtenden Morgen, das
taunasse Gras. Ohne das Laub
in den Wäldern, die ziehenden
Wolken, ohne die Weite des
Himmels, den singenden Wind.
Ohne das Schlagen der Wellen
und ohne Möwengeschrei. Ohne
den seligen Schlaf will ich
leben und ohne das schlimme
Erwachen. Ohne den Trost
meiner Stimme und ohne Gesang.
Ohne den Tag will ich leben
und ohne die Nacht.


3. Vergebt mir, ihr Engel

Berührt mich, ihr Engel, berührt
meine Wunden, die schwärenden Lippen,
ich will euren Atem, die kühlenden
Zungen, seht ihr den Himmel, die
leuchtenden Segel, hört ihr das Kreischen
der wütenden Vögel, vergebt mir, ihr
Engel, das Fieber, die Stummheit,
vergebt mir den Wind und vergebt mir
den Regen, die Röte des Morgens und
die Schwärze der Nacht, seht doch die
wilden, die tanzenden Ufer, hört doch
die knarrenden, krachenden Masten,
Gnade den Stricken, Gnade den Henkern,
Gnade den Messern der Diebe und Mörder,
reißt mir die Haut von den blutenden
Hüften, vergebt mir, ihr Engel, die
glühende Sonne, vergebt mir die Steine,
den Durst und den Staub.

(Hans Ulrich Treichel)

4. So komme ich zurück
So komme ich zurück.
Nur der Tod, nur der Tod
singen die Vögel im Dunkel
der Nacht. Aber sonst ist
es still, das Boot liegt
am Steg und wie damals
treibt Laub auf dem Fluss.

(Hans Ulrich Treichel)