CORD MEIJERING COMPOSER

"No man ever steps in the same river twice" (Heraclitus)

CORD MEIJERING
cmc_Logo_print_transp_merge_layers_small_edited-1

NACHTSTÜCKE 1
composed in
1993

duration
approx. 12 min. 51 sec.

Fremde Stimmen 4 min. 43 sec.
Weissagung 4 min. 37 sec.
Gezeitenstrom 3 min. 31 sec.

dedicated to
Friederike Richter

first performance
November 24, 1993
Akademie für Tonkunst Darmstadt, Germany
Friederike Richter, piano

publisher
EDITION MEIJERING

program notes (german)
Die Titel meiner Klavierkompositionen Nachtstücke I und Nachtstücke II mit ihren Untertiteln I. "Fremde Stimmen", "Weissagung", "Gezeitenstrom" und II. "Anrufung", "Flutmarken" und "Morgenlied" beziehen sich im Wesentlichen auf konfuzianisches Denken, worauf ich erstmals hingewiesen wurde durch die Lektüre der Schriften von Ezra Pound. Es hat seitdem immer wieder meine kompositorische Arbeit begleitet. Konfuzius ging davon aus, dass die Dinge der äußeren Welt auf das zunächst in Ruhe befindliche innere Begehren treffen, es anrühren, und dass die hierdurch ausgelöste Bewegung schließlich Gestalt annimmt im Laut. Die so herauftreibenden tönenden Gestalten werden ihrerseits zu Dingen der äußeren Welt, sie treffen auf den Hörer und lösen wiederum ein Bewegungsfeld in ihm aus. Dieser Vorgang wird auch in unserer Sprache zum Ausdruck gebracht, wenn wir sagen: "Wir sind berührt" oder "wir sind bewegt". Die von mir gewählten Titel sind daher weniger Hinweise auf die Konstruktion der Musik als vielmehr Chiffren, die auf den Entstehungsprozess hindeuten:

NACHTSTÜCKE I
1. "Fremde Stimmen" - innere bewegte Klänge, Lautgestalten, ausgelöst von äußeren Anrührungen. Sie tönen dem in seine innere Nacht hinein Lauschenden von allen Seiten entgegen.
2. "Weissagung" - nach anfänglichen gebannten Tasten taucht das verschwommene Bild von Debussys > .. La Cathétrale engloutie < auf wie eine im Traum zeitfalsch aus der Vergangenheit herübertönende Prophezeiung, um dann wieder rückwärts im Ungreifbaren zu verschwinden.
3. "Gezeitenstrom" - die in der Braundung umhertreibenden Traumgestalten, das innere Begehren umspülend und in heftige Bewegung versetzend. Äußeres und Inneres, Vergangenes und Zukünftiges, Klang und Echo des Klangs vermischen sich.